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Mein zurückliegender Weg im Budo und andere Essays
My Past Way of Budo and Other Essays
Hinomoto no Mikoto Masahilo Nakazono
English | Deutsch
Deutsch von Pierre Kynast
232 Seiten. Paperback. Zweisprachige Ausgabe ENG-DEU. Inklusive Klangtafel. ISBN 9783943519594
Kototama Books USA: www.kototamabooks.com
Kototama Books Deutschland: www.kototamabooks.de
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Auszug
Seit meiner Kindheit hatte ich hervorragende Budolehrer. Sie alle erklärten, dass üben im Wettbewerb, gegeneinander gewinnen oder verlieren, der falsche Weg wäre und dass es darum geht, seine eigenen schwachen oder negativen Gedanken zu überwinden. Darum habe ich nie mit der Idee von Selbstverteidigung geübt. Selbstverteidigung existiert nicht, wenn wir es ablehnen, mit anderen zu kämpfen. Das ist die wirkliche Bedeutung. Es klingt besser, „Selbstverteidigung“ anstelle von „kämpfen“ zu sagen, aber es ist dasselbe. Über den kämpferischen Geist hinwegzukommen ist es, worum es im Budo geht. Um das zu erreichen, müssen wir unser Denken von all seinen negativen Aspekten reinigen, um die Moral und das Urteil eines reinen Spiegels zu ermöglichen. Dies ist der wahre Weg, Budo zu üben. Der Zustand, einen reinen Spiegel zu haben, wird Mei-Kyou genannt und meint, den Spiegel des Lebens zu erfassen; Yata or Iota. Das ist ein Geist, der gelassen ist, von Welle oder Kräuseln ungestört, sodass alle Phänomene mit vollkommener Klarheit reflektiert und entsprechend beurteilt werden können.
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Leseprobe
Am Grunde aller kämpferischen Geister ist Liebe; das innere Verlangen, zu der einen Quelle zurückzukehren. Körperliches Leben, WI, versucht sich mit I in Einklang zu bringen, der Quelle oder dem Geist, und wieder der Ordnung I-WI zu folgen. I und WI sind zwei Seiten derselben Sache, der eigentliche Wesenskern, das menschliche Wesen selbst, das die Tätigkeit der vier Dimensionen, U, O, A und E durch das körperliche Leben erzeugt. Wenn diese Tätigkeit, anstatt sich zu harmonisieren, nicht funktioniert, manifestiert sie sich als kämpferischer Geist. Unsere Fähigkeiten sind vollständig getrennt und verschieden voneinander; U – die fünf körperlichen Sinne, O – Gedächtnis oder Intelligenz, A – Emotion, und E – Urteilsvermögen. Wenn wir nicht in I-WI stehen können, dem Selbst, das diese vier Dimensionen ordnet, sind wir nicht in der Lage zu beurteilen, was wir erfasst haben. Wir können nicht verwirklichen was richtig ist.
Ohne I-WI zu erfassen, den Lebenswillen und die Lebenskraft, kann unsere höchste Urteilsfähigkeit, E, nicht frei ausgedrückt werden. Ohne den Spiegel des Lebensprinzips werden Worte und Handlungen bruchstückhaft und Wahrheit ist ein Wort anstelle einer Wirklichkeit. Der Strom der letzten achttausend Jahre, unsere derzeitige, wissenschaftlich-materialistische Zivilisation, kommt jetzt zum Abschluss. Wir alle sollten zur Lebensweise unserer Ahnen zurückkehren und ihr Geschenk mit uns tragen. Wir müssen zu unserer eigenen Seele zurückkehren, dem heimischen Boden, welcher das Lebensprinzip des Kototama-Futomani ist. Das heißt, in I-WI, unserem Wesenskern, stehen und die universalen Phänomene betrachten. Wenn wir von dort aus unsere materielle Zivilisation in ihrer Gesamtheit überprüfen, werden die Ausrichtung unserer heutigen Zivilisation und ihre Institutionen automatisch sehr große Veränderungen erfahren.
Wenn ich auf diese Weise spreche, spüre ich, dass ich es für viele Budo Praktizierende zu kompliziert mache, aber ich will noch ein wenig fortfahren. Meine Ausbilder lehrten mich, dass Budo weder Theorie noch Intelligenz ist; es muss erfasst werden. Sie meinten kein intellektuelles Verständnis. Wenn du es erfasst, beginnt die wirkliche Bewegung. Wenn wir das, worüber wir so schön reden, nicht in unseren körperlichen Bewegungen oder Handlungen zum Ausdruck bringen können, haben wir das, was andere uns gesagt haben, vielleicht in einen Zusammenhang gebracht, aber das ist nicht Budo. Theorien aufstellen oder Rationalisierungen formulieren ist ein Studium, nicht Budo. Wenn wir zum Beispiel versuchen, jemandem, der ihn nie gefühlt hat, zu erklären was Schmerz ist, indem wir wissenschaftliche, ästhetische oder religiöse Beschreibungen etc. verwenden, können wir, gleich wie gründlich unsere Beschreibung ist, es nie wirklich vermitteln. Erklärungen können ein Verständnis aber nicht die Erfahrung erzeugen. Um Schmerz zu erfahren, muss der Körper geschlagen oder geschnitten werden; es gibt keinen anderen Weg. Das Selbst zu erfassen, oder andere durch Budo auf diesem Weg zu führen ist eine ähnliche Situation. Wir müssen diesen Weg weitergehen, bis wir das eigentliche Ziel erreichen, die Vervollkommnung der Menschheit.
Am Anfang werden körperliche Kraft, U, und Technik, O, zur Welt des Geistes hin geführt. Deshalb ist Budo einer der wichtigsten Wege der traditionellen Bildung, um das Selbst zu vervollkommnen, das heißt, in die Welt vollständiger Freiheit einzutreten. Freiheit ist Glück, all die Beschränkungen von Traurigkeit, Angst etc. hinter sich gelassen zu haben. Jeder weiß das intellektuell, kann aber den Daseinszustand nicht erreichen. Warum? Es ist, weil niemand über die Erfahrungen der körperlichen Sinne hinauskommt, eine enge Welt, in der Freiheit niemals gefunden werden kann.
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