Jared – Vampir meiner Träume

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Jared

Vampir meiner Träume

 

Selenia Night

116 Seiten. ISBN 9783943519167

 

Leila war sieben Jahre alt, als sie den Mord an ihren Eltern mitansehen musste. Fast hätte der Täter auch sie umgebracht, doch wie durch ein Wunder verschwindet er plötzlich, ohne ihr etwas anzutun. Als Leila heute in den Wald zum Unglücksort zurückkehrt, begegnet ihr dort ein junger Mann. Leila erkennt in ihm den Mörder ihrer Eltern – den Vampir, der sie seit damals sogar nachts in ihren Träumen heimsucht. Auch dieses Mal verschont er sie, was Leila Rätsel aufgibt. Trotz furchtbarer Angst begibt sie sich auf die Suche nach ihm und lernt Jared dabei näher kennen. Sie stellt fest, dass er keineswegs der blutrünstige Vampir ist, für den sie ihn zuerst hielt. Stattdessen bereut Jared seine Taten und will sie beschützen. Als Leila sich daraufhin in ihn verliebt, ist sie hin und her gerissen. Hat ihre Liebe zu dem unsterblichen, bluttrinkenden Mörder eine Zukunft?

 

Leseprobe

Prolog

Ich war auf der Jagd und hockte wartend im Wald hinter einem Busch. Vor einer knappen Minute war mir der köstliche Geruch menschlichen Blutes in die Nase gestiegen. Blut von mehreren Menschen. Nun sah ich sie, meine nächsten Opfer. Es waren eine Frau und ein Mann Mitte 30, die gerade um die Wegbiegung kamen. Ich versteckte mich etwas tiefer zwischen den Zweigen, damit sie mich nicht bemerkten. Beim Gedanken an ihr warmes Blut lief mir das Wasser im Mund zusammen. Sie würden eine leichte Beute sein, so ahnungslos wie sie waren. Die meisten Menschen heutzutage hatten vergessen, dass es so etwas wie mich überhaupt gab. Sie glaubten nicht mehr an die alten Legenden und waren dadurch vollkommen unvorbereitet. Das Wissen, wie man sich schützen oder wehren konnte, war über die Zeit längst verloren gegagen.

Kurz bevor meine Beute an mir vorbei kam, sprang ich aus dem Gebüsch, knurrte gefährlich und fletschte drohend die Zähne. Die Frau schrie erschrocken auf und wich einen Schritt zurück. Das Paar war völlig überrumpelt und verwirrt. Genau wie ich vermutet hatte. „Wer sind sie? Was wollen sie von uns?“, rief der Mann mit zittriger Stimme. Er konnte die Gefahr spüren, aber nicht genau einordnen, was ich von ihnen wollte. Schützend hatte er sich vor seine Frau gestellt. Wie sinnlos dieser Rettungsversuch war! Einmal auf Jagd gab es für mich sowieso kein Halten mehr. Ich konnte ihre Angst riechen. Langsam und genussvoll sog ich ihren Geruch ein. Mir brannte es in der Kehle, solchen Durst hatte ich. Meine letzte Mahlzeit lag eindeutig schon zu lange zurück. Leicht verlagerte ich mein Gewicht nach vorn - bereit zum Sprung. Mit einem Satz war ich bei ihnen, packte den Mann und grub meine spitzen Zähne genüsslich in seinen Hals. Ich spürte sein warmes Blut meine trockene Kehle hinab fließen. Viel zu schnell war sein Körper leer und ich leckte mir den letzten Blutstropfen von den Lippen. Die Frau stand noch immer vor Schreck wie versteinert daneben. Voller Entsetzen starrte sie mich an und beobachtete, wie ich seinen Leichnam achtlos fallen ließ. Noch immer hungrig stürzte ich mich auf sie. In diesem Moment hörte ich einen leisen, unterdrückten Schrei. Doch wer auch immer das war, konnte warten. Zuerst kümmerte ich mich um die Frau. Auch wenn mein größter Durst gestillt war, satt war ich noch nicht. Als auch die Frau blutleer war, drehte ich mich in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Suchend schaute ich mich um.

Hinter einem Strauch erkannten meine scharfen Augen ein Mädchen. Es duckte sich zitternd in der Hoffnung, ich würde es nicht sehen. Doch es war bereits zu spät. Mit wenigen Schritten war ich bei ihr und schloss bei ihrem Duft voller Genuss einem Moment die Augen. Als ich sie wieder öffnete und mich hinunterbeugte um zuzubeißen, wich sie zurück. „Nein, bitte nicht!“, flehte die Kleine. Sie war vielleicht sechs bis sieben Jahre alt und zitterte am ganzen Körper. Ich war nicht herzlos und im Nachhinein würde ich es wahrscheinlich bereuen. Aber im Augenblick war das Verlangen nach Blut mal wieder stärker. Es verhinderte, dass ich klar darüber nachdenken konnte, was ich gerade im Begriff war zu tun. Bei ihrem Versuch rückwärts von mir wegzukriechen, verlor das Mädchen ihr Gleichgewicht. Es fiel nach hinten und zog sofort wieder ängstlich den Kopf ein. Doch der kurze Moment genügte mir, um ihr Gesicht zu sehen. Erschrocken zuckte ich zusammen. Das konnte nicht wahr sein! Ich ignorierte den Drang, auch sie zu töten und rannte davon. In meinem Kopf schwirrten die Gedanken umher. Nein, das war unmöglich! Sie konnte es nicht sein und doch sah sie ihr so ähnlich. Ich lief, so schnell ich konnte. Aber das kleine, ängstliche Gesicht mit den blauen Augen, eingerahmt von ihren langen, schwarzen Haaren, sah ich noch vor mir, als ich bereits die Grenze nach Kanada überquert hatte.

 

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