Anastasia (Band 5) Wer sind wir?

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Wladimir Megre

Anastasia - Band 5

Wer sind wir?

Aus dem Russischen übersetzt von Helmut Kunkel.
240 Seiten. Hardcover gebunden. Govinda Verlag. ISBN 978-3-905831-22-1

Der Leser erfährt in diesem Band, welche Geschenke Mutter Erde bereithält, wenn sich die Menschen auf die wahren Schätze der Natur besinnen. Bei der Neugestaltung der menschlichen Zivilisation fällt insbesondere den Kindern und ihrer kreativen Phantasie eine bedeutende Rolle zu. Aber auch die ältere Generation braucht dabei nicht tatenlos zuzusehen. Weitere Themen: Gibt es den Zufall? Was für eine ominöse Macht ist es, die wie mit unsichtbaren Fäden unser Schicksal zu spinnen scheint? Haben wir einen freien Willen, oder sind wir Marionetten im Schachspiel kosmischer Kräfte? (Auszug Buchbeschreibung. Anastasia. Band 5)

Inhaltsverzeichnis

  • 1. Zwei Zivilisationen
  • 2. Der Geschmack des Weltalls
  • 3. Träume à la Auroville
  • 4. Vorboten der neuen Zivilisation
  • 5. Die Suche nach Beweisen
  • 6. Der unvergängliche Garten
  • 7. Anastasias neues Russland
  • 8. Das reichste Land der Welt
  • 9. Es wird gut werden auf Erden ...
  • 10. Das große Wettabrüsten
  • 11. Wissenschaft und Pseudowissenschaft
  • 12. Sind unsere Gedanken frei?
  • 13. Eine Reiterin aus der Zukunft
  • 14. Die Stadt an der Newa
  • 15. Schritte in die Zukunft
  • 16. Offener Aufruf
  • 17. Fragen und Antworten
  • 18. Die Philosophie des Lebens
  • 19. Wer lenkt den Zufall?
  • 20. Eine tiefe Sinnkrise
  • 21. Ein Deprogrammierungsversuch
  • 22. Unsere Realität
  • 23. Deine Wünsche
  • 24. Vor uns liegt die Ewigkeit
  • Anhang
  • Über den Autor

Leseprobe, Auszug

Eine Reiterin aus der Zukunft

Ich sah, wie aus der Siedlung eine Kutsche fuhr oder vielmehr eine Kalesche mit nach hinten geklapptem Verdeck, gezogen von einem kastanienbraunen Pferd. Auf dem gepolsterten Sitz saß eine ältere Frau, vor ihr standen Körbe mit Äpfeln und Gemüse. Vorn stand ein etwa siebenjähriger Knabe mit entblößtem Oberkörper, die Zügel in den Händen. Allerdings hingen die Zügel locker herab - das Pferd beschritt offenbar eine bekannte Route. Die Reisenden schienen es nicht besonders eilig zu haben.

Der Junge wandte sich seiner Großmutter zu und sagte etwas zu ihr. Seine Oma lächelte und stimmte ein Lied an, der Junge sang den Refrain mit. So fuhren die beiden singend durch die Felder. Der Feldweg verlief parallel zur Autostraße, etwa einen Kilometer von ihr entfernt. Viele Touristen betrachteten die Kalesche durch ihre Ferngläser, mit angehaltenem Atem, als hätten sie ein Wunder vor sich oder Außerirdische. Ich verfiel wieder ins Nachdenken; irgendetwas missfiel mir an der Sache: Da kommen Menschen von weither, doch sie können nicht normal mit den Bewohnern ihres Gastlandes kommunizieren. Nur von weitem beobachten dürfen sie sie. Und die beiden in dem Pferdewagen blickten nicht einmal zurück. Einer der Busse drosselte seine Fahrt und fuhr parallel zur Pferdekutsche einher. In diesem Bus saß eine Gruppe ausländischer Kinder. Sie winkten dem Wagen mit der Großmutter und ihrem Enkel zu. Höchstwahrscheinlich galten ihre Grüße dem Kleinen, aber der schaute nicht einmal in ihre Richtung. Plötzlich erschien aus den mit Ranken üppig umwundenen Tor der Siedlung eine junge Reiterin. Ihr braunes Ross galoppierte der Kalesche hinterher und bäumte sich ungestüm auf, als es sie eingeholt hatte. Die Alte hörte lächelnd zu, was ihr die junge Reiterin zu sagen hatte.

Der Knabe war anscheinend nicht sehr froh über die Gesangspause und sagte belehrend, aber mit verhohlener Freude: «Mama, du kannst auch nicht eine Minute still zu Hause sitzenl» Die junge Frau lachte auf und reichte dem Jungen eine Apfelpirogge, die sie aus der Satteltasche holte. Er nahm die Pirogge, biss hinein und reichte sie seiner Oma mit den Worten: «Probier mal, Oma, ist noch ganz warm.›› Dann straffte er die Zügel und brachte die Kalesche zum Stehen. Er beugte sich nach hinten, hob mit beiden Armen einen Korb voller reifer Apfel auf, reichte ihn der Reiterin und sagte: «Bitte, Mama, bring das zu ihnen», wobei er auf den inzwischen stehen gebliebenen Bus mit den ausländischen Kindern deutete.

Die junge Reiterin nahm den schweren Korb mit Leichtigkeit in eine Hand, gab ihrem hitzigen Pferd mit der anderen Hand einen Klaps an den Hals und sprengte in Windeseile zum Bus mit den Kindern los. Hinter diesem Bus waren noch weitere Busse stehen geblieben, und sie alle warteten mit Begeisterung auf die herannahende Reiterin mit dem Apfelkorb. Die Siedlerin ritt auf die aus dem Bus strömenden Kinder zu, brachte das Pferd zum Stehen, beugte sich geschickt aus dem Sattel zur Straße herab und stellte den Korb, ohne abzusteigen, vor den begeisterten Kindern ab.

Sie strich einem dunkelhäutigen Jungen über den Kopf, winkte allen Touristen noch einmal zum Abschied, dann schwenkte sie mit ihrem Ross um und ritt mitten auf der Straße davon. Der Fahrer des Busses mit den Kindern gab per Funk an seine Kollegen durch: «Sie galoppiert auf dem Mittelstreifen davon. Sie ist traumhaft schön.»

Viele Touristenbusse fuhren auf den Seitenstreifen und blieben stehen. Die aus den Bussen strömenden Passagiere stellten sich an den Fahrbahnrand und betrachteten atemlos die dahingaloppierende Schönheit. Nicht durch lautes Ausrufen, sondern im Flüsterton brachten sie ihr Staunen zum Ausdruck. Und Grund zur Begeisterung hatten sie allemal. Der feurige Hengst schlug im Galopp mit seinen Hufen Funken aus dem Asphalt. Ohne Peitsche und Sporen beschleunigte er seinen ungestümen Lauf. Seine Hufe schienen kaum den Boden zu berühren, und seine Mähne flatterte wild im Gegenwind. Wahrscheinlich war er auf seine Reiterin sehr stolz, und das zu Recht, denn sie war wirklich außergewöhnlich schön. Zu diesem Eindruck trugen gleichermaßen ihre ebenmäßigen Gesichtszüge, ihr dunkelblonder Zopf und ihre dichten Wimpern bei. Unter ihrer handbestickten weißen Bluse und ihrem mit weißer Kamille verzierten Rock zeichneten sich verführerische weibliche Formen ab, ja ihre ganze Figur schien von einer unbändigen Energie durchdrungen zu sein. Die Röte ihrer Wangen enthüllte die Größe und das Potential dieser unbekannten Energie. Durch ihr kerngesundes Äußeres hob sich die junge Reiterin von den Menschen am Straßenrand ab. Sie ritt auf ihrem Hengst ohne die geringste Anstrengung. Weder hielt sie sich am Sattelknauf noch am Zügel fest, und auch Steigbügel benutzte sie keine - ihre Beine hingen einfach an den Flanken des Pferdes herab. Mit gesenktem Blick band sie sich gewandt mit beiden Händen ihren Zopf straffer zusammen. Manchmal hob die junge Schönheit ihre Augen, und wenn dann jemand aus der Menge am Straßenrand ihren Blick auffıng, durchfuhr es ihn wie ein unsichtbares, angenehmes Feuer.

Es schien, als suchten die Menschen wenigstens etwas von der lichten Energie zu erhaschen, die die Reiterin verströmte. Sie verstand das Ansinnen der Leute und ließ sie Anteil haben an ihrer Gegenwart, während sie in ihrer Schönheit und Pracht vorwärts ritt. Plötzlich lief den beiden ein temperamentvoller Italiener mit gespreizten Armen in den Weg und rief begeistert: «Russia, l love you, Russial» Das Pferd bäumte sich auf und tänzelte auf den Hinterbeinen, doch die Reiterin blieb gelassen. Mit einer Hand hielt sie sich am Sattelknauf fest, mit der anderen riss sie sich eine Blume aus dem Kranz, der ihren Kopf schmückte, und warf sie dem Italiener zu. Der Südländer fing das Geschenk auf, drückte es sorgsam an seine Brust, wie einen wertvollen Schatz und rief wiederholt aus: "Mamma mia, mamma mia"

Die schöne Frau aber blickte den feurigen Italiener gar nicht an; sie nahm die Zügel ihres Pferdes auf und lenkte es auf die Leute am Straßenrand zu. Die Menge machte ihr Platz. Die junge Frau stieg vom Pferd und ging auf eine offenbar europäische Frau zu, die ein kleines Mädchen in den Armen hielt. Die Kleine schlief.

 

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